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sylvia alexandra
schimag - ein vorruf ich mag diese nachrufe nicht so
sehr. sie sind oft nur als bürgerliche entschuldigungen
für versäumtes aufzufassen. wem nützt ein nachruf? doch nur
dem autor. der verblichene kann sich darüber
bekanntlich nicht freuen, die zeitlebens feindlich gesonnenen sonnen sich in
der rühmlichen nachrede und glauben dadurch, dass sie
verständnisvoll erscheinen. plötzlich. sylvia alexandra schimag ist eine begnadete sprecherin. ganz
einfach. sie ist nicht schauspielerisch
verdorben, sie verwendet ihre stimme in einer art,
wie sie nur wenige verwenden können, nämlich unverdorben und
jungfräulich dreist. das
können nur leute, die sich nicht in eitlen
schleifen bewegen, die das gesagte sagen wollen, um etwas zu sagen und nicht
nur um zu reden. man sagt immer die augen seien die pforte zur seele? die stimme ist es! [natürlich nur wenn man an
seine seele glaubt] aber die stimme ist es
trotzdem! wenn man das glück hatte, mit alexandra
arbeiten zu dürfen, erfährt man ungebremst, was es heisst, die seele zu erleben. ein klares sein. sie kann das klare sein
transportieren. da ist nur freude
am hören und am zugegen sein können. sie sitzt - oder steht - vor
einem und erzählt ein ganzes buch in einem satz. man sagt, wir alle sind eitel. ich habe ihre eitelkeit im sprechen nicht entdeckt. ein klares sein. wenn sie gestorben ist, will
ich nichts mehr über sie sagen. ich sage es jetzt. jetzt lebt sie und jetzt gibt
sie uns mit ihrer stimmlichen unvielfachheit einen einblick von dem, was es heisst
schlicht schlicht sein zu können. wie bewundernswert. radu malfatti, 2007 |